13Sehr geehrter Herr Bundesminister, eure Magnifizenz, sehr geehrter Herr Professor Dr. Mürmann, sehr geehrter Herr Präsident Dlesk, meine sehr verehrten Damen und Herren

ich freue mich, dass ich als Vertreter der Versicherungswirtschaft heute zu Ihnen sprechen darf.

Ich habe meine Ausführungen – als Absolvent dieses Hauses – auf diesem von mir so geschätzten akademischen Boden der WU unter das Schlagwort „Die Zukunft ist jetzt!" gestellt.

Wir haben nun einiges zur Zukunft der WU und des Institutes für Versicherungswirtschaft im Besonderen gehört.
Herr Bundesminister Dr. Hahn wird uns anschließend noch die „Universitäten im 21. Jahrhundert" (Wohin geht die Reise?) näher bringen.

Auch die Versicherungswirtschaft sieht spannenden Zeiten entgegen.
• Die Öffnung der mittel- und südosteuropäischen Märkte,
• immer neue Herausforderungen in der Alters-, Gesundheits-, und Pflegevorsorge,
• der Umgang mit den immer häufigeren großen Schadenereignissen aus Naturgefahren, u.v.m.
- das alles sind Phänomene, die unsere Branche stark verändert haben und die uns zeigen, dass auch ein Wirtschaftssektor der auf Langfristigkeit und dem Ausgleich von Risiken basiert, Flexibilität und Innovationsfähigkeit beweisen muss ... und in jedem Bereich bestens ausgebildete Fachleute braucht.

Unsere Zeit ist schneller geworden, wir lesen heute die Nachrichten nicht mehr nur in der Tageszeitung, sondern sind über das Internet permanent über alle Geschehnisse auf der ganzen Welt informiert. Wer stets am Laufenden ist, kann schnell reagieren und ist dem Mitbewerber voraus.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Ausbildung und Information sind der Schlüssel zum Erfolg geworden.

Die Versicherungswirtschaft – wie jede andere Branche auch - spürt das nicht nur bei den Themen Vertrieb und Versicherungstechnik, Technologie und Finanzen und Investment, wir bemerken es auch bei unseren Kunden, die heute besser denn je informiert sind und auch anspruchsvoller werden. Wir halten Schritt, indem wir unsere Mitarbeiter noch besser ausbilden, sie mit modernen Arbeitsmitteln wie Handy und Laptop ausstatten, und sie wie nie zuvor auf Kundennähe und hohe Servicequalität einschwören.

Die aktuelle Kampagne „Versicherungsberater: Ein Beruf mit Zukunft", die der VVO für die Branche seit einigen Wochen führt, hat für viel Bewegung gesorgt. Zum ersten Mal wurde das Berufsbild „Versicherungsberater" in seinem ganzen Umfang dargestellt und diskutiert. Es scheint, dass kaum wem bekannt war, wie modern und hochqualifiziert dieser Berufsstand heute arbeitet. Zu sehr ist noch ein veraltetes Bild vom klinkenputzenden Verkäufer in den Köpfen verankert gewesen.
Dabei findet die Veränderung zum lebensbegleitenden, top-ausgebildeten „Zukunfts-Berater" schon seit geraumer Zeit und kontinuierlich statt. Und es war an der Zeit, diesen Umstand auch zu kommunizieren.
Und überdies sind in der österreichischen Versicherungswirtschaft 3.000 Jobs, d.h. 3.000 Arbeitsplätze für tüchtige „Zukunfts-Berater" zu besetzen!

Die oben erwähnte Veränderung gilt im Übrigen für alle Vertriebskanäle - es gibt heute keinen Kundenberater mehr, der nicht auch eine E-Mail-Adresse hat. Wer als Kunde nach einer Versicherungslösung sucht, hat im Internet unzählige Möglichkeiten, Informationen zu erlangen. Wer sich nicht entscheiden kann, sieht sich die Websites der einzelnen Versicherungen an, liest in Online-Magazinen oder ruft eine Hotline an. Wer beispielsweise durch den Sturm „Emma" einen Schaden erlitten hat, schickt seine Angaben samt digitalen Fotos per E-Mail-Technologie an das Kundenservice-Team seiner Versicherung.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die „Zukunft" hat also schon längst begonnen.

Wenn unsere Kunden nun so mobil und informiert sind, dürfen wir als Versicherungsbranche natürlich nicht nachstehen.

Dabei hat jedes Glied in der „Versicherungskette" seine eigenen Herausforderungen:

• Die Branche muss zum Beispiel mit veränderten Risiken wie dem Klimawandel, Nanotechnologie, Terror und ungewohnten Kapitalmarktszenarien umgehen können;
• Der Versicherungsverband VVO als wichtigste gemeinsame Lobbying-Plattform der Branche muss die immer größer werdende Anzahl an auch internationalen Informationen filtern, aufbereiten und gezielt an die richtige Stelle bringen;
• Das einzelne Versicherungsunternehmen muss innovativ sein und in erhöhtem Wettbewerb bestehen;
• Unsere gut ausgebildeten Mitarbeiter betreuen unsere Kunden mit modernen Arbeitsmitteln in erhöhter Geschwindigkeit und mit immer individuelleren Produkten;
• Und auch unsere Kunden sind gefordert: sie müssen ebenfalls mitlernen - ihre eigenen Risiken kennen und verstehen, damit ihnen gute Beratung auch nützen kann.

An dieser Stelle möchte ich das Stichwort „Financial Education" – bereits in Schulen usw. beginnend – als dringend notwendig und stark zu forcieren erwähnen.

(kurze Redepause)
Versicherungen sind komplexe und für den Laien manchmal komplizierte Produkte – Versicherungsberatung erfordert daher umfassendes Wissen und hohe soziale Kompetenz.

Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, leisten als akademische Versicherungskaufleute, als Versicherungsfachleute mit höchster Qualifikation und mit ihrem großen Einsatz einen ganz besonders wichtigen Beitrag in der eben erwähnten „Kette". Sie haben alle eine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen und sind laufend gefordert, sich weiterzubilden. Ob es nun die unternehmenseigenen Seminare oder die Ausbildung im Rahmen der Bildungsakademie der österreichischen Versicherungswirtschaft (BÖV) – eine überaus wichtige, erfolgreiche und zukunftsorientierte Gründung der österreichischen Versicherungswirtschaft – oder auch die universitäre Ausbildung im Rahmen des Institutes für Versicherungswirtschaft hier an der WU ist - all diese Maßnahmen tragen zu der sehr hohen Qualität der heimischen Versicherungswirtschaft bei.

Und natürlich auch zur Zufriedenheit unserer Kunden. Denn laut einer Untersuchung der EU-Kommission aus dem Jahr 2007 gehören wir Österreicher europaweit zu den zufriedensten Versicherungskunden. (Ins Publikum sagen: )

Ich persönlich habe auch den höchsten Respekt vor jedem und jeder, der/die drei Semester lang in seiner/ihrer Freizeit neben dem Job den Universitätslehrgang für Versicherungswirtschaft besuchen, um ihre/seine Kunden noch kompetenter und perfekter zu beraten. Wer Kunden gut betreut, hat nicht nur einen ganz persönlichen, auch finanziellen Nutzen davon, er oder sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Image unserer Branche.

(kurze Pause)
Mit Themen wie Solvency II, der nächsten Steuerreform, der Bewältigung der Auswirkungen von Klimawandel und Naturgefahren, Änderungen im Schadenersatzrecht, Entwicklungen im Konsumentenschutz und unzähligen anderen ist die Versicherungswirtschaft auch in den nächsten Jahren gefordert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Versicherungen zählen heute in Österreich zu den größten Investoren, Arbeitgebern und Steuerzahlern. Kaum ein Wirtschaftsbereich wächst so nachhaltig wie die Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche - und ist dabei ein so wesentlicher Faktor für den individuellen und gesamtwirtschaftlichen Wohlstand.
Jährlich zahlt die heimische Versicherungswirtschaft etwa 10 Milliarden Euro für Leistungs- und Schadensfälle an ihre Kunden aus. Mit rund 70 Milliarden Euro Kapitalanlagen ist die Branche einer der größten Investoren in Österreich.

Der Versicherungswirtschaft Österreichs gelang in den letzten Jahren eine beispiellose Erfolgsstory in den aufstrebenden Ländern Mittel- und Süd-Osteuropas. Hochqualifizierte Arbeitsplätze konnten in unserem Land neu geschaffen werden und multinationale Versicherungskonzerne mit Sitz in Österreich sind entstanden. Dieses erfolgreiche Wachstum darf aber nicht durch gesetzlich benachteiligende oder steuerlich nachteilige – im Vergleich zum Ausland nicht wettbewerbsfähige – Vorgaben gefährdet werden.

Ich darf einen Blick auf Herrn BM Dr. Hahn als Vertreter der Politik werfen: Gesetzliche Nachteile (z.B. bei der Rechnungslegung) und Steuernachteile im Vergleich zu umliegenden Ländern bedeuten Wettbewerbsnachteile und damit auch Standortnachteile.
Und Standortnachteile bedeuten Abwanderung von Unternehmen, Kapital und Reduktion von Mitarbeitern. Und das kann sehr schnell gehen!

Standortnachteile schaden allen vorsorgewilligen Österreicherinnen und Österreichern, der Versicherungsbranche - einem der stabilsten Pfeiler der heimischen Wirtschaft mit zigtausenden Arbeitsplätzen - und dadurch auch dem gesamten Land.
Um das in Österreich hohe Niveau an Lebensqualität, Sicherheit und Stabilität aufrecht zu erhalten, müssen heute Schritte für morgen gesetzt werden. Der Wirtschaftsstandort Österreich muss für die heimischen Versicherer attraktiv bleiben, die bilanzrechtliche und steuerliche Benachteiligung gegenüber ausländischen Versicherungsunternehmen widerspricht überdies dem Wettbewerbsgrundsatz.

Ich vertraue darauf, dass die Politik Weichen rasch in die richtige Richtung zu stellen bereit ist und der Versicherungswirtschaft – und damit uns allen – weiterhin eine positive Zukunft auch innerhalb Österreichs ermöglicht. Denn wirtschaftliche Entwicklung ist in einer hoch entwickelten Gesellschaft wie der unseren ohne Versicherung nicht vorstellbar.

(Kurze Pause)
Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt viel zu tun.

Darum halte ich es abschließend mit einem chinesischen Sprichwort, das einem Freund nicht nur alles Gute wünscht, sondern: „Mögest Du in interessanten Zeiten leben".
Ich glaube, dieser Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen. Machen wir das Beste aus unseren Möglichkeiten.
Ich möchte an dieser Stelle und in diesem Sinn dem Verband der akademischen Versicherungskaufleute und seinem Präsidenten alles Gute wünschen.

Vielen Dank!